Samstag, 16. Mai 2009

160509 - stadt, land, klopfzeichen, türklingel

erinnerungen sind immer etwas eigendynamisch unterwegs. und just nicht immer dann zur stelle, wenn sie von nutzen wären.
ich komme vom land. aus den tiefsten tiefen der weststeiermark. und das mit allem drum und dran, wie dialekt, naturverbundenheit und unmengen von erinnerungen unterschiedlichster qualität und gnade.
tatsächlich hatten wir in meiner kindheit fürs erste ein plumpsklo (idealerweise gleich hinterm schweinestall), kein badezimmer, keinen fernseher, kein heißes fließwasser und selbstverständlich KEINE türklingel. die tür war sowieso meist unversperrt - was hättens denn bei uns stehlen sollen - und zweitens war das volk daran gewöhnt, entweder anzuklopfen oder sich gleich mitten in der wohnküche einzuparken.
später - noch während meiner kindheit kamen badezimmer, wc, fernseher, warmwasser, etc.
allerdings - keine türklingel. die kam erst viele, viele jahre später und auch nur, weil meine mutter allmählich immer schlechter hörte. auch die tür war inzwischen - wie bei allen anderen - meist versperrt. inzwischen gab es durchaus einiges zu holen. dachte man sich zumindest.

warum diese langatmige einleitung?

wir sind vor kurzem aus der stadt hinters dorf übersiedelt.
nach etlichen jahrzehnten stadtleben war es für uns selbstverständlich, sofort eine türklingel zu installieren. in der stadt haben alle eine klingel. in der stadt trommelt man nicht gegen türen und fenstern, außer es brennt oder der nachbar wurde dahingemetzelt oder - gerafft. dann ist es der obrigkeit vorbehalten, erst einmal hysterisch zu trommeln und danach das dingens einzutreten.

anfangs dachte ich, es sei, weil wir neu sind. wir haben eine wunderbare türklingel.
mit deutlichem namensschild. die keiner benützt.
ich dachte wirklich, es sei, weil wir neu sind. bei versperrter gartentür klopfen sie an alle möglichen erreichbaren fenster, wenn unversperrt stapfen sie forsch an die vielleicht auch nicht versperrte haustür, um kurz zu klopfen, keinerlei "herein" abzuwarten und urplötzlich im flur zu stehen.
und da sagen die leute immer, die zeiten würden sich ändern.
sie ändern sich nicht. verhalten wie vor 50 jahren.

was die sache aber extrem spannend macht, ist das eigene antrainierte agieren und reagieren.
das sitzt offenbar ebenso hartnäckig in den hirnwindungen und lässt sich genau so wenig verändern. die "klingler" und die "klopfer". sie können zueinander nicht kommen, der pawlow sitzt viel zu tief.

unlängst waren wir bei unserem vermieter. nicht überraschend, sondern durchaus verabredet. geschlagene 10 minuten lang suchten wir die klingel. fanden keine.
nach einiger zeit griff ich zum mobilen, um die vermieter anzurufen. plötzlich ging die tür auf und die frau vermieterin stand da, und sagte freundlich: "hallo! HABEN SIE ETWA SCHON GEKLOPFT?"

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